85 Jahre Pogromnacht – das EWG und das Gymnasium bei St. Michael gestalten die zentrale Gedenkfeier mit

Zusammen mit dem Gymnasium bei St. Michael wirkten Schülerinnen und Schüler des Erasmus-Widmann-Gymnasiums bei der zentralen Gedenkfeier auf dem Schwäbisch Haller Marktplatz mit.

Schon am Nachmittag konnte man die Installation ansehen: Lebensgroße Reproduktionen von Personen jüdischen Glaubens, die durch die nationalsozialistische Schreckensherrschaft verfolgt und vielfach ermordet wurden. Am Abend beleuchtete Mahnmale: „Nie wieder ist jetzt!“ – Erinnern heißt, sich der Verantwortung für heute bewusst werden, in einer Zeit, in der Antisemitismus in unserem Land wieder hoffähig wird.

Oberbürgermeister Daniel Bullinger erinnerte in seiner Gedenkrede daran, dass die Aktionen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zwar von oben zentral geplant und angeregt worden waren, es jedoch vor Ort reale Personen aus der Stadt in die Tat umgesetzt haben. Und er fragte, wie es denn sein könne, dass heute eine Partei gewählt werde, die vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Nachdrücklich erinnerte der Oberbürgermeister die Anwesenden an ihre je eigene Verantwortung für unsere Demokratie.

Für den erkrankten evangelischen Dekan Christof Messerschmidt las Pfarrerin Dr. Henrike Frey-Anthes dessen Text: Messerschmidt fragte, wie die friedliche Gemeinschaft zwischen Juden und Christen im Heimatort seiner Großeltern in einem Dorf an der Jagst damals so einfach aufgekündigt werden konnte. Man half sich sonst im Hof aus: Am Sabbat die christlichen Bauern ihren jüdischen Dorfgenossen, am Sonntag die jüdischen Bauern den christlichen Dorfgenossen. Und wie der Großvater sich zeitlebens gefragt hatte, ob er nicht hätte mehr tun müssen.

Pastoralreferent Wolfram Rösch verlas die Daten einer Zugfahrt nach Auschwitz. Sein Großvater habe in Heilbronn bei der Planung solcher Zugfahrten mitgewirkt, er müsse gewusst haben, wo die Züge hinfahren und dass Menschen in Viehwaggons „befördert“ wurden. Er habe mit seinem Großvater aber darüber nicht sprechen können, nach dem Krieg wurde dieser dunkle Teil unserer Geschichte totgeschwiegen.

Dazwischen Musik von Schülerinnen und Schülern. Chorgesang und Saxofon. Und persönliche Geschichten – von Schülerinnen und Schülern zusammengefasst, die die je einzelnen Schicksale in der großen Geschichte sichtbar und lebendig werden ließen. Die Stolpersteine in Hall erinnern heute noch daran. Bereits am Nachmittag gab es eine Führung von Elke Däuber, einer exzellenten Kennerin der Einzelschicksale der ausgegrenzten, teils geflohenen und teils verschleppten und ermordeten jüdischen Einwohnerinnen und Einwohnern Schwäbisch Halls.

Seit Jahren findet eine Gedenkveranstaltung auf dem Schwäbisch Haller Marktplatz statt. Vielleicht durch die Ereignisse in Israel seit dem 7. Oktober, vielleicht durch die 85-jährige WIederkehr der schrecklichen Ereignisse, oder auch weil die Stadt dieses Mal vorbildlich geplant hatte und frühzeitig die Schulen miteingebunden hatte … Jedenfalls waren zahlreiche Haller Bürgerinnen und Bürger der Einladung gefolgt. Bürgermeister Daniel Bullinger hob hervor, dass extra aus diesem Anlass die Israel-Flagge am Rathaus gehisst worden war.

„Nie wieder ist jetzt!“ Gegen jeden Antisemitismus und Ausgrenzung von Menschen, ganz gleich, welche Religion oder welchen kulturellen Hintergrund sie haben. Die Haller Stadtgeselschaft erweist würdevoll ihren Respekt gegenüber allen Menschen, die damals ausgegrenzt wurden und derer, die heute wieder ausgegrenzt werden. Vereint die Haller Gymnasien St. Michael und Erasmus-Widmann-Gymnasium, Schulen, die gegen Rassismus vorgehen und damit Schulen mit Courage sind.

Matthias Imkampe

Lehrtätigkeit am Erasmus-Widmann-Gymnasium (Matthias Imkampe war 20 Jahre Religionslehrer am GSM)

Aus vielen Einzelnen wird ein Team! – die Kennenlerntage der 5. Klassen

Nachdem die neuen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler die ersten aufregenden Wochen am Gymnasium bei St. Michael gemeistert haben und mittlerweile schon fester Teil der Schulgemeinschaft sind, hieß es in den ersten zwei Oktoberwochen: Gemeinsam schaffen wir fast alles!

Wie im letzten Jahr begab sich jede fünfte Klasse für eineinhalb Tage und eine Nacht gemeinsam mit ihrem Klassenleitungsteam und den Patinnen und Paten aus den 9. Klassen auf eine Kennenlernreise. Nach einem kurzen Fußmarsch war das Ziel, die Jugendherberge Schwäbisch Hall, auch schon erreicht und die Klassen wurden vom Schulsozialarbeiter Tim Winkelmann empfangen.
Im Zentrum der Kennenlerntage steht die Stärkung der Klassengemeinschaft und des Wirgefühls, so dass auch der Schulalltag in Zukunft leichter zu bewältigen sein wird. Deshalb führte uns Tim Winkelmann durch zahlreiche Spiele, die zeigten, dass Zusammenarbeit für das Meistern von Aufgaben oft unerlässlich ist. So haben sich Kinder gestapelt, wurde Simon geklaut, der Fluss überquert, obwohl hungrige Krokodile Teppichinseln verschlangen, und auf dem Pogo-Stick jagte ein Rekord den nächsten. Mal wurde mit, mal ohne, mal sogar gegen die Paten und die Lehrkräfte gespielt. Teamerfolge wurden lautstark bejubelt und mit der ein oder anderen Süßigkeit aus dem bei der Abreise nahezu leeren Snackautomaten gefeiert. Neben den organisierten Aktivitäten gelangen auch alltägliche Herausforderungen wie das Beziehen des eigenen Bettes – nicht zuletzt dank tatkräftiger Unterstützung der Neuntklässler – nach anfänglichen Schwierigkeiten am Ende doch!

Allerdings hat manch einer auch feststellen müssen, wie schwierig es sein kann, sich in einer größeren Gruppe Gehör zu verschaffen oder wie frustrierend sich ein Misserfolg anfühlen kann. Dementsprechend waren neben zahlreichen Hochgefühlen auch Diskussionen, Motivationsgespräche und das ein oder andere tröstende Gespräch zu beobachten.

Bevor alle zumindest für ein paar Stunden schlafen konnten, erkundeten manche Klassen noch den Wald bei Nacht. Schaurig dunkel, aber mit neuen Freunden an der Seite gar nicht mehr so angsteinflößend. Zurück in der Jugendherberge schlossen sich langsam die Türen der Zimmer und die Kinder und Lehrkräfte verbrachten eine mehr oder weniger ruhige Nacht.

Gestärkt durch ein reichhaltiges Frühstücksbuffet der Jugendherberge stand an Tag 2 die Heimreise an, die vielen nach einer recht kurzen Nacht doch noch einiges abverlangte.

Wir blicken gerne auf die intensiven Tage zurück und mit Vorfreude und Spannung auf die Zeit, die vor den Klassen liegt!

An dieser Stelle wollen wir auch noch einmal Tim Winkelmann für die sorgfältige Organisation und die tolle Durchführung sowie der Jugendherberge Schwäbisch Hall für die super Location danken!

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YES-Wettbewerb – Bundesfinale in Hamburg

YES-Wettbewerb – Bundesfinale in Hamburg:
Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums bei St. Michael werden mit dem Best Scientific Award des YES-Wettbewerbs beim Finale mit ihrem Projekt zum Thema „Attraktive Finanzbildung leicht gemacht“ gekürt

„Vergesst nicht, die Quellen richtig anzugeben.“ Unermüdlich ermahnte Herr Martin, der betreuende Lehrer des Gemeinschaftskunde Leistungskurses, seine Schülerinnen und Schüler, die Formalitäten korrekt einzuhalten. Und dann kam, was keiner wirklich erwartete: Am Ende der drei Wettbewerbstage des Bundesfinales vom YES! – Wettbewerb in Hamburg stand fest: Der Kurs fährt mit dem Titel des Best Scientific Analysis Award nach Hause.

Der YES-Wettbewerb wird vom ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft – und von der Joachim-Herz-Stiftung unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ausgerichtet. Er befasst sich mit wirtschaftlichen und politischen Problemen und bietet Schülern ab der zehnten Klasse die Möglichkeit, sich mit den Methoden wissenschaftlichen Arbeitens mit einer Problemstellung auseinanderzusetzen und eine Lösungsidee begründet zu entwerfen. Unterstützt werden die Schulteams hierbei von wissenschaftlichen Betreuern, in unserem Fall Marius Cziriak vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim und Manuel Vogler von der Universität Mannheim.
Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses beschäftigten sich fast ein Jahr lang mit dem Thema „Attraktive Finanzbildung für junge Leute – Wie geht das?“.

Nach Identifizierung und Definition des Problems kamen erste Konzepte auf, um dieses Problem zu lösen. Schließlich entstand das Konzept für CashCoach, einer App, die basierend auf dem Ansatz des Game- Based- Learnings das Ziel anstrebt, jungen Heranwachsenden Finanzbildung näher zu bringen. Diese App ist in drei Bereiche untergliedert. In den einzelnen Leveln gelangen die Nutzer über informative Texte oder Lernvideos zu den Informationen, die anschließend über Quizfragen überprüft werden. Ebenfalls tauchen Quizfragen in der Arena auf, bei denen man sein Wissen testen kann. Schließlich hat CashCoach noch das Profil. Dieses beinhaltet eine lebensnahe Simulation. Man kann persönlich anstehende finanzielle Entscheidungen simulieren und die Folgen der jeweiligen finanziellen Entscheidung feststellen.
Dieses vielschichtige Projekt präsentierten die Schülerinnen und Schüler nach einem sehr strengen Reglement vor dem Publikum, das aus weiteren 16 Regionalsiegern, die ebenfalls in Hamburg ihre Projekte vorstellten, und einer Fachjury aus Wissenschaftlern und Experten bestand.

Beobachtet wurde dabei die Präsentation, der eine Diskussionsrunde folgte, bei der die Schülerinnen und Schüler rasch auf die Fragen der Zuhörerschaft als auch auf die der Experten fundiert und begründet antworten mussten.

Der Best Scientific Analysis Award wird dann von den Experten verliehen, nachdem diese die Ergebnisse auf Herz und Nieren geprüft hatten. Eine großartige Leistung unter den Augen dieser kritischen Jury zu gewinnen!
Als besondere Auszeichnung wird der Kurs, der zunächst im Juli das Regionalfinale in Mannheim gewonnen hatte, im Dezember nach Berlin reisen, wo im Bundesministerium für Wirtschaft und Klima das Konzept und die Lösungsidee, der App CashCoach, noch einmal präsentiert wird. Außerdem werden die Schüler ihr Projekt mit einem Artikel im „Wirtschaftsdienst“, dem wichtigsten Wirtschaftsmagazin in Deutschland, veröffentlichen.
Bis zur Vorstellung der Siegerprojekte im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Berlin besteht für die Gewinner noch einmal die Möglichkeit, dem Konzept CashCoach den letzten Schliff zu geben und auch der tatsächlichen Umsetzung einen Schritt näher zu kommen.

(Verfasst von den Mitwirkenden Hannah Nothdurft, Antonia Keller, Leonie Härtweg)