Was ändert sich eigentlich genau für mein Kind, wenn es von der Grundschule auf das Gymnasium wechselt? Wie kann ich es bei diesem Wechsel sinnvoll unterstützen – und welche gut gemeinte Unterstützung ist vielleicht auf Dauer weniger hilfreich, weil das Kind dadurch nicht selbstständig wird und kaum Verantwortung für das eigene Lernen übernimmt? Wie kann ich mein Kind in der spannenden und herausfordernden Zeit der Pubertät einerseits begleiten und anderseits loslassen? Was kann ich tun, wenn es schwierig wird und zu Konflikten kommt, z.B. wegen Mediennutzung, sinkender Schulleistungen oder pubertär-provokantem Verhalten?
Das sind einige typische Fragen, die sich Eltern beim Wechsel ihrer Kinder von der Grundschule aufs Gymnasium oder zu Beginn der Pubertät stellen.
Um auf diese und ähnliche Fragen eingehen, finden im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule
seit einigen Jahren am GSM pädagogische Elternabende statt. Veranstaltet werden diese Abende von Tim Geiersbach, Beratungslehrer am GSM, und Elke Kühnle-Xemaire, ebenfalls Lehrerin am Gymnasium und Fachberaterin für Psychologie im Auftrag des Regierungspräsidiums.
Der pädagogische Abend am 27.03.2017 mit dem Thema „Erfolgreich starten am Gymnasium“ richtete sich vor allem an Eltern, die erstmals ein Kind am Gymnasium anmelden. Anfangs gaben Herr Geiersbach und Frau Kühnle-Xemaire ein paar kurze Informationen zu günstigen Voraussetzung (wie Aufgeschlossenheit für Neues, Konzentrationsfähigkeit, Verständnis von Sachaufgaben, Fähigkeit, strukturiert und auch abstrakt zu denken), die für Kinder beim Start am Gymnasium hilfreich sind. Auch stellten sie einige Angebote der Schule vor, um einen guten Übergang zu gewährleisten (z.B. Kennenlerntage zu Beginn des Schuljahres, Methodentage, um mit neuen Arbeitstechniken vertraut zu werden, Zusatzangebote für Kinder mit erhöhtem Übungsbedarf in den Bereichen Rechtschreibung und Mathematik). Diese bewährte Willkommenskultur am GSM wurde in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut.
Im Mittelpunkt des Abends stand, wie Eltern ihre Kinder z.B. durch gemeinsame Festlegung bestimmter Lernzeiten, durch einen sinnvollen Wechsel von Lernzeit und Freizeit und mithilfe einer guten Strukturierung der Woche unterstützen können. Auch die Berücksichtigung des jeweiligen Lerntyps und der speziellen Stärken des Kindes ist sinnvoll. Zum Abschluss ging es darum, wie Mütter und Väter (von letzteren waren übrigens erfreulich viele gekommen, was zeigt, dass sich auch Männer zunehmend für pädagogische Themen interessieren!) die Eigenmotivation ihres Nachwuchs und auch die Auseinandersetzung mit den Bereichen, in denen noch Entwicklungsbedarf besteht, fördern können, ohne dabei zu manipulieren oder den falschen Rückenwind zu geben.
Vor allem als die beiden Lehrer zeigten, was man tunlichst meiden sollte und sich dabei auch als (zu )wohlmeinender Vater, überbehütende Mutter oder immer besserwissende Pädagogen gegenseitig aufs Korn nahmen, ernteten sie bei den anwesenden Eltern einige Lacher und zustimmend-nachdenkliches Kopfnicken.
Immer wieder gab es Nachfragen zu einzelnen Punkten – und so kam auch die Diskussion nicht zu kurz. Letztlich konnten die Eltern am Ende des Abends mit der Gewissheit nach Hause gehen, dass die allermeisten Kinder den Übergang von der Grundschule ans Gymnasium mit ein bisschen Unterstützung von Elternhaus und Schule problemlos meistern und sehr gerne und erfolgreich ihre neue Schule besuchen.
Das Thema pädagogischen Abends am 03.04.2017 lautete „Willkommen in der Pubertät“. Eingeladen waren vor allem Eltern von Sechstklässlern. Dass die Pubertät eine „spannende Aufgabe“ sowohl für Heranwachsende, ihre Eltern als auch für Lehrer ist, darin waren sich alle zu Beginn des Abends sofort einig. Doch wie kann man es schaffen, den physischen und psychischen Veränderungen dieser Entwicklungsphase so zu begegnen, dass diese Phase möglichst wenig Stress verursacht? Schließlich führen Themen wie Mediennutzung, Hausaufgaben, Leistungsabfall in der Schule und „Null-Bock-auf-gar-nichts“ außer „Chillen“, vermeintliche und absichtliche Provokationen von Jugendlichen gegenüber Erwachsenen in dieser Zeit immer wieder zu Konflikten.
Herr Geiersbach und Frau Kühnle-Xemaire stellen die diese Konfliktfelder vor und gaben Anregungen, wie Eltern damit umgehen können. Auch baten sie die Eltern um Rückmeldung zum Beitrag der Schule in diesem Konfliktfeldern. Als sehr positiv empfanden die Eltern, dass es am GSM z.B. nicht erlaubt ist, ein Smartphone in den Pausen während des Unterrichts (mit Ausnahme der Mittagspause) zu benutzen – und dass auch die Smartphone-Nutzung für Schülerinnen und Schüler während des Skischullandheims nicht gestattet ist, denn diese Zeiten sind wichtig für den direkten zwischenmenschlichen Kontakt und machen dadurch sehr viel Spaß!
Ein Patentrezept für die Pubertät hatten auch Frau Kühnle-Xemaire und Herr Geiersbach nicht parat. Aber mit entspannter Gelassenheit und Zuversicht, positivem Vorbild, klaren Regeln, Eltern und Lehrern, die „liebevoll stur“ agieren, und der Gewissheit, dass Pubertät oft nicht so kritisch ist, wie manchmal angenommen, ist schon viel gewonnen.
„Erziehung ist Liebe und Vorbild!“ Dieses Zitat aus dem 18. Jahrhundert wird dem Schul- und Sozialreformer, Philosophen und Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi zugeschrieben. Es klingt in der Tat ein bisschen verstaubt und altmodisch, aber im Grunde ist es genau das, was Erziehung in der Pubertät und im Übergang von Klasse 4 ans Gymnasium von Eltern- und Lehrerseite gelingen lässt. In diesem Sinne gilt: Es ist immer wieder eine wunderbare Herausforderung, Kinder und Jugendliche auf dem Weg zum Erwachsensein zu begleiten. Viel Vergnügen dabei!
Präsentation und Informationsskript zu den Elternabenden sind im Downloadbereich des GSM eingestellt.