Ob sie wüssten, wie ein Okapi aussehe, fragte Mariana Leky die rund fünfzig Schülerinnen und Schüler der Kursstufe I des Gymnasiums bei St. Michael, das sei nämlich kein erfundenes Tier.
Leky, die diesjährige Comburg-Stipendiatin, las aus ihrem neuen Roman „Was man von hier aus sehen kann“, in dem es um Liebe und Tod geht, die großen, zeitlosen Themen. Dabei spielt das erst vor knapp 120 Jahren entdeckte Okapi eine unheilvolle Rolle, sein Erscheinen kündigt immer einen herannahenden Tod an. Erzählt wird aus der Perspektive von Luise, erst als Kind, dann als junge Frau, wie der Tod in ein Dorf im Westerwald kommt – „er kam durch die Tür“ – und wie die Liebe durch das Unterholz eines Waldes bricht.
Im anschließenden Gespräch erfuhren die Jugendlichen, dass Leky als Jugendliche „peinliche Gedichte“, sogar ein Gedicht für die „Bravo“, verfasst habe.
Sie murmele unterwegs zum Festhalten ihrer Ideen in das Diktaphon ihres Handys. Und ja, immer mehr gewöhne sie sich daran, auf einem E-Reader zu lesen. Vier Jahre lang habe sie die Figuren ihres Romans entwickelt und erst im fünften Jahr die Geschichte aufgeschrieben. Schreiben sei ein „einsamer Beruf“, weil man immer alleine zuhause arbeite – um im Kontrast dazu bei Lesereisen in großen Sälen von unzähligen Augen angeblickt zu werden. Ein Text müsse gut klingen, wie Musik. Sie verstecke keine Botschaft, sondern wolle einfach eine gute Geschichte über interessante Menschen erzählen.
Die vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortete Leky erfrischend humorvoll und klug, konterte sogar hin und wieder mit einer neugierigen Gegenfrage. So wollte sie unter anderem wissen, wer selbst schreibe und ob die Schülerinnen und Schüler im Unterricht freie Texte schreiben.
Auch wenn dem ein oder anderen der Kopf vom langen Zuhören immer schwerer wurde und schließlich auf die Tischplatte sank, war die Begegnung mit der Autorin für die meisten anregend und interessant.
Und auch der Autorin hat es richtig Spaß gemacht auf so viele interessierte junge Leute zu treffen.