Eine Woche Indien Austausch liegt hinter uns und es ist unglaublich, was wir schon alles erlebt haben.
Nach 7 Stunden Flug landeten wir um 3 Uhr Ortszeit in Neu-Delhi. Die Passkontrolle dauerte noch einige Zeit, so dass wir erst nach einer weiteren Stunde das Flughafengebäude verließen. Heiße Luft empfing uns und unsere Austauschpartner warteten schon sehnsüchtig mit ihren Familien.
Sie empfingen uns mit lautem Jubel und Applaus. Wir bekamen Blumensträuße oder Blumenketten und ein bisschen fühlten wir uns wie Stars, die von ihren Fans empfangen wurden. Ganz schnell fanden alle von uns ihre Gastfamilie, denn schon von Deutschland aus hatten wir Kontakt über Whats app und Skype, sodass wir uns vorstellen konnten, wem wir begegnen würden.
Die erste Hürde nahmen wir, als wir bei unseren jeweiligen Gastfamilien im Auto saßen: mit Aufregung und einem mulmigen Bauchgefühl wechselten wir die ersten Sätze. Wir mussten uns erst ein bisschen einhören, doch ganz schnell merkten wir, dass unser Englischunterricht Früchte trägt. Wir verstanden beinahe alles und konnten auch antworten. In den einzelnen Familien gab es beim Betreten der Wohnung oder des Hauses ganz unterschiedliche Begrüßungen: manche von uns wurden mit dem Bindi (roter Punkt auf der Stirn) begrüßt oder sie mussten mit dem rechten Fuß über die Schwelle treten, eine Rosine essen oder aber sie wurden mit Kerzen- und Räucherstäbchenrauch rituell empfangen. Erst jetzt wurde uns klar: Unglaublich, ich bin ja echt in Indien!
Nach einer kurzen Nacht begann unser erster Tag in Neu-Delhi: der erste Eindruck war: es ist heiß!!!! Und die Familie schläft richtig lange aus, schließlich ist ja auch Diwali. Sehr ungewohnt war auch, dass Personal kam um das Bett zu machen, selbst machen durften wir dies auf keinen Fall. Auch in der Küche war Personal — den Tisch abräumen? Auch das wurde uns nicht erlaubt. Teilweise wohnen unsere Gastfamilien in Hochhauskomplexen. Dies ist für uns, die wir aus dem ländlichen Raum kommen, sehr ungewohnt. Von außen sehen die Hochhäuser sehr staubig aus, aber die Wohnungen sind wunderschön und großzügig und mit der ständig laufenden Klimaanlage auch richtig angenehm.
Das erste gemeinsame Mittagessen war gewöhnungsbedürftig: in Indien gibt es unzählige verschiedene Speisen, die alle gleichzeitig auf den Tisch kommen. Immer dabei ist Fladenbrot, Dal (Linsen), Gemüse, Reis. Manchen von uns schmeckt das Essen richtig gut, manche sehnen schon nach einer Woche das schwäbische Essen herbei.
Da Diwali vor der Tür stand, wollten viele Familien uns mit indischen Kleidern einkleiden. Wir Mädchen bekamen eine Kurta oder eine Kurti, auch die Jungs bekamen traditionelle Kleidung. Schon beim Einkaufen war es auffällig, wie sehr wir mit unserer weißen Haut und den teilweise blonden Haaren uns aus der Masse hervorheben. Viele Inder starren auf uns und finden es etwas ganz Besonderes, dass wir ihrem Land einen Besuch abstatten. Wir fühlten und fühlen uns aber niemals bedroht!
Dass wir wohl offensichtlich etwas Besonderes sind, bekamen wir auch beim Taj Mahal zu spüren: viele indische Familien wollten sich mit uns blonden Schülern fotografieren lassen. Die Kinder mussten sich dazu stellen und die gesamte Familie machte Fotos. Beim Einkaufen bekamen wir einen kleinen Einblick darin, dass wir uns in einem Schwellenland befinden. Wenn die Autos im Stau stehen, kommen Bettlerinnen mit kleinen Kindern und klopfen an die Scheiben. Dies stimmt uns traurig und nachdenklich. Und der allgegenwärtige Smog und der viele Müll auf den Straßen, den Straßengräben aber auch in den Flüssen macht uns zu schaffen.
In der letzten Woche ist so viel geschehen, dass wir uns nicht so richtig einigen können, welche Erlebnisse besonders herausragend waren. Ganz sicher gehört aber das Feiern von Diwali dazu, das Miterleben der Pooja und das Hören der Gebete. Auch dass wir so bedingungslos in den Familien aufgenommen wurden, ist für uns etwas ganz Besonderes. Und ganz aktuell war ein Highlight der Ausflug nach Jaipur und Agra. Amber Palace und Taj Mahal zu sehen, war wunderbar! Unglaublich, wie schön diese Gebäude sind und wie großartig sie in der herrlichen Landschaft wirken. Auch einen kleinen Ausschnitt der indischen Landschaft bei der Fahrt übers Land zu sehen, hat uns sehr gut gefallen.
Mit jedem Tag wird uns deutlicher, dass wir hier etwas ganz Besonderes erleben. Wer hat denn schon die Möglichkeit am Familienleben in so einem fremden Land teilzunehmen? Und die Freundlichkeit und Herzlichkeit machen es uns überaus leicht uns hier wohl, sicher und sogar ein bisschen heimisch zu fühlen. Alle von uns sind froh, dass sie am Indienaustausch teilnehmen können und wir freuen uns, dass wir noch beinahe 3 Wochen vor uns haben.
Lotta Schneider, Sophia Sartor (beide GSM) und Neele Stuck (EWG)