Und dann war er da. Der Moment, auf den wir seit September 2018 hin gefiebert hatten! Das tagelange Aufräumen des eigenen Zimmers geriet schon wieder in Vergessenheit, all die anderen Vorbereitungen, das Chatten mit den uns so völlig unbekannten Jugendlichen aus einem anderen Land. Es war endlich Freitagnachmittag, der 29. März 2019, und die letzten Stunden des Nachmittagsunterrichtes waren angebrochen. Wir saßen im Klassenzimmer. Es herrscht gespannte Stille.
Plötzlich ertönt das monotone Klingeln eines Handys. 24 Schülerinnen und Schüler starren mit gespanntem Blick und Kribbeln im Bauch auf ihre Deutschlehrerin. Es ist 15.20 Uhr, Frau Matthes greift in die Hosentasche, zieht ein schon etwas älteres Smartphone heraus, dessen Klingelton wohl immer noch der ist, der schon beim Kauf eingestellt war. Sie nimmt den Anruf entgegen und redet mit einer Person am anderen Ende der Leitung. Alle Schüler wissen, wenn das Christian Lupitu ist, dann kommen die Austauschschüler aus Medias, Rumänien, in weniger als einer Stunde an. Das Gespräch scheint Stunden zu gehen. Dann legt unsere Klassenlehrerin auf und schaut in die Runde. Sie holt tief Luft, dann sagt sie: „Sie sind soeben in Bad Cannstatt in den Zug gestiegen.“ Der Lärm, der ausbricht, ist Ohren betäubend. Die Klasse tobt, bis Frau Matthes wieder Ruhe schafft. – Es wird einigermaßen still im Raum, aber an vernünftigen Unterricht ist ab sofort nicht mehr zu denken. Wir ahnten es: Diese Woche würde großartig werden. Ganz ehrlich: Die Zeit verging wie im Flug. Für mich fühlte es sich so an, als hätte ich eine neue Schwester bekommen. Unsere Stadt Schwäbisch Hall, Heilbronn, Stuttgart – die vielen Ausflüge und Exkursionen zogen in atemberaubendem Tempo an uns vorüber. Die Tage waren vollgepackt mit Programm, Kirchen, Museen, Ausstellungen, die unsere rumänischen Gäste beeindruckten, und uns selbst immer wieder vor Augen führten, wie wenig wir selbst eigentlich über unser eigenes Land und unsere Stadt bisher gewusst hatten. Abseits des Programms aber wuchs vor allem der Zusammenhalt innerhalb unserer Klasse und mit unseren Austauschschülern. Wir sind alle zusammen ein seltsam bunt gemischter Haufen. Ob Nerd oder Lesefreak, Shopping-Queen oder stille Genießerin – am Ende sangen wir alle ziemlich laut und ziemlich falsch die gleichen rumänischen Lieder. Für uns hat sich der Austausch bereits jetzt fest in unserer Erinnerung verankert. Der Abschied war schwer. Doch wir wissen ja, dass wir uns bald wiedersehen. La revedere – bis bald im September. Und Obacht Rumänien, wir Hohenloher kommen!
(Weitere Berichte werden bis zum Abschluss des Projektes im Herbst folgen)