Erlebnisbericht über einen ganz besonderen Schüleraustausch –ein Bericht von Ilayda Kohl, Klasse 10
Über 25 Grad Celsius, mitten im Herbst, wochenlang. Was sich wie ein schöner Traum anhört, wurde für uns, 23 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums bei St. Michael und des Lise-Meitner-Gymnasiums in Crailsheim, wahr.
Vier Wochen, vom 24. Oktober bis zum 21. November 2016, besuchten wir den geheimnisvollen Subkontinent Indien, in Begleitung mit jeweils zwei Lehrern beider Gymnasien. (Martin Milich (GSM) und Christian Zierl (LMG) in der ersten Hälfte, Waltraud Schaible-Soppa (GSM) und Ines Mend (LMG) in der zweiten Hälfte).
So viele Menschen!
In Neu-Delhi angekommen, wurden wir Schüler in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine konnte nun die Stadt Gurgaon, die andere die Stadt Noida ihr zu Hause nennen.
Mein erster Eindruck war: So viele Menschen! Kommt man aus der Kleinstadt Schwäbisch Hall, ein faszinierender Eindruck: fast 900.000 Einwohner in einer Stadt! Und der Verkehr in den Straßen war überaus beeindruckend! Auf den Straßen tummelte sich alles: Autos, Trucks, Rikschas, Fußgänger, Kühe, Radfahrer… und ironischerweise war das erste, was ich hörte, wenn ich ein „Nicht hupen!“ Verkehrsschild sah, ein unüberhörbares lautes Hupen.
Indischer Schulalltag
Gleich nach unserem ersten Kontakt mit dem Getümmel auf den Straßen – noch am Tag unserer Ankunft – sahen wir die Schule: die Delhi Public School (kurz DPS) Gurgaon.
Ein riesiger, offener Gebäudekomplex mit unzähligen Gängen und Wendeltreppen.
6000 Schülerinnen und Schüler gehen hier zur Schule! ! Und die Ausstattung der gesamten Schule ließ uns staunen, denn in jedem Klassenzimmer waren Beamer und elektronische Geräte vorhanden und die Schule bot viele Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen. Die Tischtennisplatten, an denen eifrig gespielt wurden, hatten es uns Deutschen am meisten angetan – außer den Eisverkäufern in der Mittagspause.
Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, insbesondere nicht, als es in den Unterricht mit unseren Partnern ging. Von ruhiger Arbeitsatmosphäre keine Spur, gemeldet wird sich auch nicht; der Lehrer ruft auf oder die Schüler rufen einfach rein. Jeder machte irgendetwas: reden, zeichnen, essen…, alles, so scheint es, außer mitarbeiten. Dafür müssen die Schüler sehr viel zu Hause lernen, deutlich mehr als wir, sodass ich doch den Unterricht in Deutschland vorziehe.
Diwali Break
Nach wenigen Tagen Schule, in der wir viel Unterricht in Kunst, Tanz, Musik und Yoga kennenlernten oder an kleinen Ausflügen zu nahegelegenen Tempeln und anderen Sehenswürdigkeiten unterwegs waren, wie zum Beispiel dem wunderschönen Lotustempel, begannen schon die Ferien. Diwali, das Lichterfest, stand an und somit eine Woche Ferien.
Viele indische Schüler machten Verwandtenbesuche und wir Gäste durften dabei sein. So wurden wir unter anderem Zeugen sehr interessanter religiöser Rituale, wie wir sie nie zuvor gesehen hatten. Diese Erlebnisse wurden zu einzigartigen Einblicken in die Weltreligionen Hinduismus oder Sikhismus, je nachdem, mit wem wir unterwegs waren.
Der Name „Lichterfest“ verrät es schon – es geht um Licht. Zu Diwali werden überall Kerzen angezündet, es leuchtet überall wie an Weihnachten. Auch werden abends Böller und Raketen gezündet, größere als in Deutschland, was natürlich ein großer Spaß war.
Zwischen Mall und Taj Mahal
Die freie Zeit nach der Schule wurde oft genutzt, um sich mit unseren indischen Gastgebern in einer der riesigen Malls zum Bowlen, Schlittschuhlaufen oder anderen Freizeitaktivitäten zu treffen. Das Highlight war der dreitägige Ausflug nach Jaipur, inklusive Stopp in Agra, zur Besichtigung des berühmten Taj Mahals.
Eine andere Welt entdeckt
Mit Wehmut denken wir jetzt an diese schöne Zeit zurück und wir freuen uns sehr, wenn wir die neu gefundenen Freunde in fünf Monaten beim Rückbesuch in Deutschland wiedersehen werden.
Abschließend lässt sich sagen, dass wir alle eine Menge neue, eindrucksvolle Erfahrungen gemacht haben und eine ganz andere Welt entdeckt, eine ganz neue Sicht auf manche Dinge bekommen haben. Ich empfehle jedem, der Lust auf ein großes Abenteuer hat, am Indien-Austausch teilzunehmen, diese Chance zu nutzen und in eine neue Kultur einzutauchen.
(Ilayda Kohl)