Die beiden Theater-AGs des Gymnasiums bei St. Michael proben intensiv für ihre Aufführung Ende März. Sie sind ein wichtiger Baustein der kulturellen Entwicklung der Schule.
Mittwochnachmittag auf der Baustelle am Schulhof des Gymnasiums bei St. Michael: Ein junger Mann liegt zusammengekauert am Boden, mit roten Seilen an den Bauzaun gefesselt, um ihn herum stehen drei Schülerinnen, lachen höhnisch und schreien das Opfer an. Hat das Gymnasium bei St. Michael ein ernstes soziales Problem?
Beim Näherkommen wird verständlich, was hier über den Schulhof gebrüllt wird: „Ich will alles um mich her ausrotten, was mich einschränkt! Dass ich nicht Herr bin! Herr muss ich sein, dass ich mit Gewalt ertrotze, was mir die Liebenswürdigkeit gebricht!“. Herkömmlicher Schulhofslang ist das nicht. Und die lautstarke Schülerin Minou ist in diesem Moment auch nicht die freundliche Achtklässlerin, wie man sie in der Schule kennt, sondern verkörpert den fiesen Franz Moor aus Friedrich Schillers Drama „Die Räuber“, mit dem sich die neu gegründete Oberstufen-Theater-AG in diesem Schuljahr beschäftigt.
Unter der Leitung von Annika Völk setzen sich die fünf Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 8, 9 und 10, die sich auf das Abenteuer Theater-AG eingelassen haben, mit verschiedenen Aspekten des Stücks auseinander und schreiben, lernen und proben seit Beginn des Schuljahrs mit viel Energie an einer wilden Interpretation des Schillerdramas. Auch die Unterstufen-AG mit Kindern aus den Klassenstufen 5, 6 und 7 hat sich in diesem Schuljahr der rauen Räuberthematik verschrieben. Lehrerin Hannah Nicolas, die die Gruppe nun im zweiten Jahr leitet, gestaltet mit ihren rund 20 Schülerinnen und Schülern eine Räubergeschichte, die durch Astrid Lindgrens Kinderheldin „Ronja Räubertochter“ inspiriert ist. Durch Improvisationen, theatralische Mutproben und viel Räubergeschrei entdeckten die Kinder zunächst ihre eigenen Räuberpersönlichkeiten, sodass sie der Geschichte um die mutige Räubertochter, die den Wert von Freundschaft und des Zusammenhalts erkennt, ihr ganz eigenes Gewand verleihen.
Für die gemeinsame Aufführung beider AGs wird dabei fleißig geprobt, und das nicht nur in den regelmäßig in der Schulwoche stattfindenden AG-Stunden: Während die Oberstufen-AG eben erst drei Tage lang das Schloss Kapfenburg in das Anwesen der Grafen von Moor und die Umgebung in die böhmischen Wälder verwandelte und intensive Probentage erlebte, fahren die Schülerinnen und Schüler der Unterstufen-AG nach Gerabronn, um dort zwei Tage Theater pur zu erleben und sich für kurze Zeit ganz dem Räubersein zu verschreiben.
Inspiration holen sich die Gruppen auch von den Profis der Freilichtspiele Schwäbisch Hall. Das GSM ist als Partnerschule in gutem Kontakt mit der theaterpädagogischen Abteilung und so gehören Aufführungs- und Probenbesuche sowie Workshops zu verschiedenen Themen zum festen Repertoire im Bereich der kulturellen Bildung, der unter anderem durch die Stärkung des Theaterbereichs an der Schule weiter wachsen soll. Davon profitieren neben den AGs auch einzelne Klassen, die als so genannte Kooperationsklassen Produktionen der Freilichtspiele begleiten.
Wer den Aufführungstermin der beiden AGs am 30. März besucht, darf sich auf jeden Fall auf eine wilde und rabiate Mischung aus Räubergeschichten gefasst machen!


Auf den Bildern zu sehen sind:
Bild 1: „Die raubende Rotte“ – Leni, David, Jemima, Emma, Mariame
Bild 2: Edeldamen Isabella und Marla zeigen sich (noch) unbeeindruckt