„Tschüss, wir freuen uns schon aufs nächste Jahr“ – Die Faire-Welt AG des Gymnasiums bei St. Michael führt zum zweiten Mal ihr Ferienprogramm für Flüchtlingskinder durch

Bilder © Johanna Schmücker, Jahrgangsstufe I

Hand in Hand – Flüchtlingskinder und Betreuerinnen (Madleine Hofmann und Milena Seifried, Faire Welt-AG) beim gemeinsamen Turnen am Kasten.

Der kleine Junge Aland, fünf Jahre, nimmt die rote Stoffmütze seines gold verpackten Schokoladenweihnachtsmannes in die Hand: „Die will ich meinem Freund schenken“, sagt er und reicht sie Betreuer Hannes E. (16). Mit einem Lächeln drückt er Hannes an sich.

Schon zum zweiten Mal fand nun dieses besondere Kinderferienprogramm der Fairen Welt AG in den Räumen des Gymnasiums bei St. Michael unter Leitung der Lehrkräfte Michael Eisemann und Friederike Kapp statt. Vom 03. bis zum 05. Januar nahmen dreißig Flüchtlingskinder aus Syrien, Irak, Albanien und Somalia an dem Projekt teil, dessen Organisation fünfzehn Jugendliche, Schüler des Gymnasiums bei St. Michael, als Betreuer und Organisatoren ermöglichten. Der Spaß am Umgang mit Kindern, der Wille, etwas für Integration zu tun und der Wunsch, dass sich die Kinder in Deutschland wohlfühlen, stehe dabei für sie im Vordergrund, betont Anna G. aus der Jahrgangsstufe I.

Gleich der erste Tag begann mit einem kulinarischen Auftakt. Nachdem die Kinder aus den Heimen abgeholt worden waren, ging es gemeinsam zur Bausparkasse. Diese spendierte ein Mittagsessen samt Nachtisch, was besonders die Kinder sehr freute. Das anschließende Projekt fand in der Turnhalle des Gymnasiums statt. Begeistert waren die Kinder an den Ballspielen und Turngeräten beteiligt. In den folgenden Tagen hörte man immer wieder die Frage: „Spielen wir heute wieder Fußball?“

Nicht alles verlief jedoch immer reibungslos. Einige der Jungs provozierten sich hin und wieder gegenseitig und wurden manchmal sogar handgreiflich. Auch bei den Kennenlernspielen waren einige von ihnen so aktiv, dass dieser Programmpunkt von den betreuenden Lehrkräfte übernommen werden musste, damit diese geeignete pädagogische Maßnahmen ergreifen konnten.

Doch dies blieb die Ausnahme und es gibt viel Positives zu berichten.
Am zweiten Tag etwa wurden von den Helfern verschiedene Stationen vorbereitet, die den Kindern die Möglichkeit zum Basteln gaben. An der Knetstation hatten sich einige Kinder um den Tisch versammelt, alle Dosen waren geleert und die verschiedenfarbige Knete über den ganzen Tisch verstreut worden. Wer mit diesem Chaos etwas anfangen wollte, der musste kooperieren. Schnell verloren die Kinder ihre Scheu und schlossen Freundschaften. – „Kann ich die Autofigur zum Kneten haben?“ fragt Ahmed aus Syrien Aria aus dem Irak. Dieser nickt und die rote Knete und Autofigur wechseln den Besitzer.

Wie neu und ungewohnt vieles für die Kinder in ihrer neuen Heimat ist, zeigt sich jedoch immer wieder. So sehr die Kinder sich beispielsweise auf die deutsche Küche in der Bausparkasse freuten, blieben die Flüchtlingskinder auf dem Weg dorthin alle fünf Meter stehen, um begeistert den Schnee zu sammeln und daraus Schneebälle zu formen. Schnell entwickelte sich der Weg zum Mittagessen zu einer riesigen Schneeballschlacht.

Danach folgte eine Schatzsuche, bei der die Kinder die ganze Stadt durchkämmten und sie so kennenlernten.

Als sie am Ziel ankommen, ruft Samuel (9): „Da oben ist der Adler“ und zeigt auf den Papageien des Piratenschiffs. Gemeinsam rennt die Gruppe zum Piratenschiff, bereit ihren Preis zu bekommen. „Nur einen Schatz aus dem Schiff nehmen“, schärft ihnen Betreuerin Britta B (17) noch ein. Eifrig nicken die Kinder. Kurz darauf kommen sie mit allen drei Kisten zurück. Als sie dies bemerken, brechen sie selbst in schallendes Gelächter aus.

Das Projekt endete am dritten Tag mit dem Besuch im Puppentheater „Aladdin und die Wunderlampe“.

Etwas betrübt, dass die drei Tage bereits vorbei sind, bringen die Betreuer die Kinder am letzten Abend zurück in die Heime. „Bleibt noch zum Kaffee“, sagen die Eltern und laden die Betreuer in ihr Zuhause ein. Zum Abschied winken die Kinder: „Tschüss, wir freuen uns schon aufs nächste Jahr.“ – Wir auch.

von Sabrina Abed und Hannes Eder, Faire Welt AG, Jahrgangsstufe I